Lass mich eine kleine Geschichteüber Mobbing erzählten:
Die 25-jährige Lea hat gerade eine neue Stelle angefangen im Büro in einer kleinen Schule. Sie freut sich auf ihre neuen Aufgaben. Sie hat noch 2 Arbeitskolleginnen und wird auch eng mit den 10 angestellten Lehrern zusammenarbeiten. Sie ist zuversichtlich, sich schnell ins Team integrieren zu können, da sie gesellig ist und noch nie Probleme mit anderen gehabt hatte – Nun es sollte anders werden.
Ihre Kollegin, die sie einarbeiten soll, ist zwar etwas distanziert, manchmal auch ein klein wenig von oben herab. Lea denkt jedoch nicht viel dabei. «Die ist halt so, das wird ihre Art sein!» Lea gibt ihr Bestes und bald schon erkennt sie, dass gewisse Abläufe sich doch vereinfachen ließen. Sie bringt sich ein und stößt auf Widerstand. Man hätte das immer so gemacht und man wolle nichts verändern. – Auch hier denkt sie sich zuerst nichts dabei, auch wenn sie sich ab und wann vor den Kopf gestoßen fühlt.
Es sind inzwischen ein paar Wochen vergangen und sie merkt, dass sie irgendwie im Team nicht integriert wird. In den Pausen lässt man sie oft einfach stehen. Sie fühlt sich wie das 5. Rad am Wagen. Man interessiert sich nicht für sie. Wenn sich die anderen angeregt austauschen, was sie am Wochenende so gemacht hatten, wollte niemand wissen, wie sie die freien Tage verbracht hat. – Sie fühlt sich mehr und mehr nicht dazugehörig.
So ging es stetig weiter. Es fiel ihr auf, dass sie über wichtige Hinweise gar nicht informiert wurde. Oder wenn sie auf Toilette war und wieder zurück ins Büro kam, die beiden Kolleginnen bei ihrem Reinkommen aufhörten zu sprechen und betretenes Schweigen herrschte. Auch die Lehrer waren nicht mehr so aufgeschlossen, wie am Anfang. Ihr wurden mehr und mehr sinnlose und uninteressante Arbeiten übergeben.
Mobbingfälle
Dies ist nur ein kleines Beispiel, wie sich Mobbing äußern könnte. Mobbing zeigt sich oft sehr unterschwellig und subtil, von außen kaum erkennbar, geschweige für Dritte. Dennoch ist Mobbing eine sehr ernst zu nehmende Angelegenheit.
Oft ist es sogar das Opfer selbst, das die Verhaltensweisen des Mobbers abschwächt und den/die Mobber auch manchmal aus Scham in Schutz nimmt. Das darf nicht sein! Psychische Gewalt oder Misshandlungen sind ebenso, wenn nicht gar noch schädlicher wie physische Gewalttaten und als solches absolut ernst zu nehmen!
So erkennst Du, ob es Mobbing ist
Mobbing äußert sich sehr vielseitig. Auch wenn jeder Fall anders ist, gibt es doch gewisse «Merkmale» an dem sich Mobbing erkennen lässt.
- Ausgeschlossen werden vom Team/Kollegen/Mitschülern
- Schikanen und Abwertungen aller Art (nicht zuhören, ins Lächerliche ziehen etc.)
- Nicht informiert werden
- Üble Nachrede/Unwahrheiten über dich erzählen
- Anschweigen
- Sinnlose Arbeiten übergeben
- Überfordern mit Arbeiten
- Verletzende und/oder nicht gerechtfertigte Kritik
- Demütigungen
- Schuldübertragung
Etc.
Diese Liste könnte weitergeführt werden. Entscheidendes Kriterium ist es, dass die Handlungen immer wieder, ca. 1x wöchentlich und über einen längeren Zeitraum (über Monate) erfolgen.
Typische Mobbingopfer
DAS typische Mobbingopfer gibt es (eigentlich) nicht. Jeder kann zum Mobbingopfer werden. Es werden jedoch eher Menschen gemobbt, die unsicher und anpassungsfähig erscheinen, gutmütig und konfliktscheu sind. – Das sind jedoch wiederum Eigenschaften, die der Betroffene als Opfer entwickelt.
Aus meiner Erfahrung sind sehr oft hochsensible Menschen von Mobbing betroffen. Hochsensible bringen von vornherein obige Merkmale in der Regel mit. Sie funktionieren anders als andere und werden daher schon eher ausgegrenzt, da sie in ihrer eigenen Art nicht verstanden werden.
Typische Mobbingtäter
Den typischen Täter gibt es auch nicht. Wobei auch hier gewisse Charaktereigenschaften eher dazu führen, dass jemand zum Mobber wird. Häufig sind es gerade unsichere Menschen, die einen mangelnden Selbstwert aufweisen, die ihr Manko mit falschem Machtbestreben gegenüber anderen, einem ihr vermeintlich schwächeren Menschen, zeigen.
Häufig ist es einfach die Konstellation, die zu Mobbingverhalten führt. z. B. jemand der neu in die Klasse kommt, neuer Mitarbeiter, Führungsschwäche.
Was passiert, wenn Mobbing ungehindert bleibt und nicht gestoppt wird?
Mobbing hat die Tendenz, immer extremer zu werden. Das toxische Verhalten wird massiver und andere werden mit einbezogen und die Betroffene vollumfänglich isoliert und mit der Zeit ganz allein dasteht und der Situation total ausgeliefert ist. Daher macht es Sinn, schon den Anfängen zu wehren!
Die Auswirkungen von psychischer Gewalt können massiv sein und den Betroffenen sehr belasten. So kann es dazu kommen, dass das Opfer sich immer mehr zurückzieht bis hin zur vollständigen Isolation. Gefühle der Verunsicherung nehmen zu, der Selbstwert nimmt ab, sodass er oder sie sich mit der Zeit gar nichts mehr zutraut.
Typisch ist auch, dass sich die Mobbingopfer mit der Zeit unfähig fühlen und akzeptieren, dass man sie so behandelt, da sie es ja verdient hätten. Sie sehen sich und fühlen sich als Schuldige. Absurderweise versuchen sie womöglich die Zuneigung des/der Peiniger zu gewinnen, was vorne herein zum Scheitern verurteilt ist und die toxische Beziehung nur noch verschlimmert und anheizt.
Der Stresspegel nimmt zu und die Psyche wie der Körper stehen unter ständigem Strom, was sich wiederum auswirkt auf das gesamte psychische, seelische und körperliche Wohlbefinden.
Gebrochene Seelen
Bei einem längeren Andauern der Situation kann es so weit kommen, dass der Gemobbte, seinen Zugang zu seinem Innern, zu seiner Seele verliert. Nun macht nichts mehr Sinn in seinem Leben. Findet er weiterhin keine Unterstützung und Halt kann es zu schwerwiegenden Depressionen und schließlich zu Suizid kommen.
Fazit: Mobbing sollte von verantwortlichen Personen wie Lehrer, Chefs etc., wie auch vom Umfeld nie und nimmer akzeptiert werden! Mein Appel an Führungspersonen und Lehrer: seht hin und nehmt Anzeichen von Mobbing ernst und geht es an!
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